8.961 Punkte! Leo Neugebauer pulverisiert Deutschen Zehnkampf-Rekord

  07.06.2024    WLV Top-News WLV Wettkampf BLV Top-News BLV BLV-Wettkampf BW-Leichtathletik Top-News BW-Leichtathletik Wettkampfsport
Leo Neugebauer hat erneut deutsche Leichtathletik-Geschichte geschrieben. Der Stuttgarter Zehnkämpfer steigerte am Donnerstag seinen Deutschen Rekord bei den NCAA-Meisterschaften in Eugene um 125 Punkte auf 8.961 Zähler. Sein Erfolgsrezept: Nach dem besten ersten Tag seiner Karriere einfach den besten zweiten Tag der Laufbahn nachlegen.

Als Leo Neugebauer am Donnerstagabend bei den NCAA-Meisterschaften in Eugene (USA) ins Ziel des finalen 1.500-Meter-Rennens lief, streckte der Zehnkämpfer erschöpft aber glücklich im Dress der Texas Longhorns seine Hände in die Höhe. Denn der Athlet vom VfB Stuttgart, der bei den NCAA-Meisterschaften für die University of Texas startete, hat damit zum zweiten Mal innerhalb von 365 Tagen deutsche Leichtathletik-Geschichte geschrieben.

Seine 4:44,61 Minuten brachten ihm in den Endabrechnung 8.961 Punkte ein. Damit steigerte Leo Neugebauer seinen – vor 363 Tagen ebenfalls bei den NCAA-Meisterschaften aufgestellten – Deutschen Rekord noch einmal um 125 Zähler*. Vor einem Jahr hatte der WM-Fünfte den Deutschen Uralt-Rekord von Jürgen Hingsen bereits um vier Punkte auf 8.836 Zähler verbessert.

Leo Neugebauer nun Sechster der ewigen Bestenliste 
Mit seiner neuen Bestmarke schob sich Leo Neugebauer in der ewigen Weltbestenliste (siehe unten) auf Platz sechs zwischen Ex-Weltrekordler Tomas Dvorak (Tschechien) und dem amtierenden Weltmeister Pierce LePage (Kanada) nach vorn und steigerte natürlich seinen eigenen NCAA-Rekord. Das Fundament für das Top-Resultat baute der Student der University of Texas bereits am Mittwoch mit 4.685 Punkten am ersten Tag. Schon damit lag er 94 Zähler über seiner Rekordmarke. Diesen Vorsprung baute er mit 14,36 Sekunden über 110 Meter Hürden und 57,70 Meter im Diskuswurf – jeweils nur knapp unter Bestleistung – zu Beginn des zweiten Tages auf sogar 117 Zähler aus.

Im Stabhochsprung – oft die Problemdisziplin im Zehnkampf – wackelte er nur kurz, als im ersten Versuch bei 4,81 Metern die Latte fiel. Aber anschließend folgten nur noch gültige Sprünge einschließlich 5,21 Meter. Erst 5,31 Meter waren zu hoch. Danach folgten gute Ergebnisse im Speerwurf (56,64 m) sowie über 1.500 Meter (4:44,61 min) und das Endergebnis von 8.961 Punkten. Damit führt Leo Neugebauer die Weltjahresbestenliste aktuell deutlich an und ist ein Medaillenkandidat für die Olympischen Spiele Anfang August in Paris.

Überragender Diskuswurf 
„Es ist unglaublich, großartig. Ich kann gar nicht beschreiben, wie es sich anfühlt. Ich kann meine Gedanken nicht in Worte fassen. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren viel Arbeit investiert“, sagte das Zehnkampf-Ass nach seinem nahezu perfekten Zehnkampf. Die „magische“ 9.000-Punkte-Marke hätte er gern geknackt, im abschließenden 1.500-Meter-Rennen hatte er aber nicht genügend Reserven.

Apropos Punkte: Die meisten Punkte in den zehn Disziplinen heimste Leo Neugebauer beim Diskuswurf (57,70 m) ein (1.032 pt.). Die wenigsten nach 4:44,61 Minuten über 1.500 Meter mit 652 Zählern. Trotzdem gelang ihm am Donnerstag mit 4.276 Punkten der beste zweite Tag seiner Zehnkampf-Karriere. Seine Bestmarke für die Disziplinen sechs bis zehn steigerte er um 31 Punkte.

Dritter Deutscher Rekord in einem Jahr 
„Ich habe versucht, die 9.000 Punkte zu erreichen. Ich habe Leute überholt. Aber es gibt andere Disziplinen, in denen ich die Punkte holen kann“, erzählte Leo Neugebauer nach seinem erneuten Rekord-Coup. Bereits im Winter hatte Leo Neugebauer die 22 Jahre alte deutsche Hallen-Bestmarke von Frank Busemann im Siebenkampf verbessert.

Im Schatten des neuen und alten NCAA-Rekordlers, der als erster Student der University of Texas seit Kugelstoß-Weltrekordler Ryan Crouser vor zehn Jahren seinen NCAA-Titel verteidigen konnte, blieben Peyton Bair (8.131 pt.) und Edgar Campre (beide USA; 8.042 pt.) ebenfalls über der 8.000-Punkte-Marke. Der Saarländer Alexander Jung beendete den Zehnkampf nicht.

Am Donnerstag griffen weitere deutsche Studierende in Eugene ins Geschehen ein. Die U20-Europameisterin im Kugelstoßen Nina Ndubuisi (SG Schorndorf 1846) kam auf 17,15 Meter und wurde Achte. 

* Vorbehaltlich Ratifizierung

Statistik: Die besten 15 Zehnkämpfer aller Zeiten 
9126 (10,55 – 7,80 – 16,00 – 2,05 – 48,42 – 13,75 – 50,54 – 5,45 – 71,90 – 4:36,11) | Kevin Mayer (FRA), Talence 2018
9045 (10,23 – 7,88 – 14,52 – 2,01 – 45,00 – 13,692 – 43,34 – 5,20 – 63,63 – 4:17,52) | Ashton Eaton (USA), Peking 2015
9026 (10,64 – 8,11 – 15,33 – 2,12 – 47,79 – 13,92 – 47,92 – 4,80 – 70,16 – 4:21,98) | Roman Sebrle (CZE), Götzis 2001
9018 (10,12 – 8,24 – 14,80 – 2,02 – 47,48 – 13,46 – 48,67 – 4,90 – 63,44 – 4:31,08) | Damian Warner (CAN), Tokio 2021
8994 (10,54 – 7,90 – 16,78 – 2,04 – 48,08 – 13,73 – 48,33 – 4,90 – 72,32 – 4:37,20) | Tomas Dvorak (CZE), Prag 1999
8961 (10,64 – 7,88 – 17,46 – 2,07 – 48,03 – 14,33 – 57,70 – 5,21 – 56,64 – 4:44,61) | Leo Neugebauer (GER), Eugene 2024
8909 (10,45 – 7,59 – 15,81 – 2,08 – 47,21 – 13,77 – 50,98 – 5,20 – 60,90 – 4:39,88) | Pierce LePage (CAN), Budapest 2023
8891 (10,43 – 8,08 – 16,69 – 2,07 – 48,51 – 13,98 – 48,56 – 5,00 – 62,58 – 4:42,10) | Dan O'Brien (USA), Talence 1992
8867 (10,68 – 7,68 – 16,12 – 2,04 – 48,38 – 13,59 – 51,04 – 5,15 – 67,16 – 4:46,37) | Garrett Scantling (USA), Fayetteville 2022
8847 (10,44 – 8,01 – 15,72 – 2,03 – 46,97 – 14,34 – 46,56 – 5,00 – 65,24 – 4:35,00) | Daley Thompson (GBR), Los Angeles 1984
8832 (10,92 – 7,76 – 16,42 – 2,07 – 48,05 – 14,07 – 49,36 – 4,90 – 59,86 – 4:19,75) | Jürgen Hingsen (GER), Mannheim 1984|
8832 (10,39 – 7,39 – 15,17 – 2,08 – 48,41 – 13,75 – 52,74 – 5,00 – 70,55 – 4:50,97) | Bryan Clay (USA), Eugene 2008
8815 (10,60 – 7,63 – 14,90 – 2,03 – 46,23 – 14,40 – 43,40 – 5,40 – 67,01 – 4:29,58) | Erki Nool (EST), Edmonton 2001
8792 (10,98 – 7,79 – 16,30 – 2,03 – 48,43 – 14,66 – 46,58 – 5,15 – 72,42 – 4:25,19) Uwe Freimuth (GER), Potsdam 1984
8790 (10,45 – 7,83 – 15,33 – 1,99 – 48,13 – 13,86 – 48,08 – 5,20 – 68,00 – 4:48,91) | Trey Hardee, Berlin 2009

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Martin Neumann (leichtathletik.de) / wlv