U20 EM Tag 4 | Kira Weis rennt mit fantastischer Bestzeit auf den Silberrang

  11.08.2023    WLV Top-News WLV Wettkampf BLV Top-News BLV BLV-Wettkampf BW-Leichtathletik Top-News BW-Leichtathletik Wettkampfsport
5.000-Meter-Läuferin Kira Weis (KSG Gerlingen) hat am Donnerstag bei der U20-EM in Jerusalem die Silbermedaille gewonnen. Sie teilte sich ihr Rennen optimal ein und blieb zum ersten Mal deutlich unter 16 Minuten.

Von 16:17,09 Minuten direkt auf 15:50,36 Minuten: Mit dieser herausragenden Verbesserung hat Kira Weis sich am Donnerstag bei der U20-EM in Jerusalem (Israel) die Silbermedaille verdient. Gemeinsam mit den Favoritinnen Agate Caune (Lettland) und Sofia Thogersen (Dänemark) nahm sie frühzeitig das Heft in die Hand. Bereits auf den ersten Runden wurde das Feld deutlich auseinandergezogen. Und auch die Top Drei blieben nicht lange so dicht beisammen, denn Agate Caune, bereits Siegerin über 3.000 Meter, machte ernst.

Doch die Gerlingerin ließ sich davon nicht beirren: Sie hatte sich das Rennen vorgenommen, das Tempo mitzugehen. Letztlich stellte sich heraus, dass sie sich den Lauf perfekt eingeteilt hatte, denn sie konnte Sofia Thogersen noch hinter sich lassen. "Es war total motivierend, sie vor mir zu sehen und einsammeln zu können", freute sich Kira Weis. "Ich hatte Sorge, dass ich zu früh an ihr vorbeigezogen bin. Ich dachte auch bis zum Schluss, sie kommt noch mal." 

Vorne lief Agate Caune ein einsames Rennen und stellte in 15:03,85 Minuten einen neuen Meisterschaftsrekord auf. Sofia Thogersen blieb in 15:53,08 Minuten Bronze. "Ich habe es fast für unmöglich gehalten, aber wollte auf jeden Fall versuchen, alles zu geben!", freute sich Kira Weis. Der Rennverlauf sei ähnlich gewesen, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. "Ich dachte aber, dass ich etwas weniger Tempoarbeit machen muss." Sie hatte sich eine Medaille erträumt, aber erwartet, dass es schwierig wird. "Ich kann kaum glauben, dass ich jetzt Silber habe!" 

Angetrieben von Unterstützung

Am meisten überraschte sie, dass sie die Dänin hinter sich lassen konnte, die eine mehr als eine halbe Minute schnellere Bestzeit aufwies. "Ich kann das nicht realisieren. Ich war im Ziel und dachte mir: 'Wie kann das sein, dass ich auf der Zielgeraden schneller bin als Sofia Thogersen?' Es ist einfach perfekt gelaufen." Besonders freute sie sich über die Unterstützung des deutschen Fanblocks. "Ich glaube, ich habe keinen Namen so oft gehört, niemanden so laut jubeln gehört wie Team Deutschland. Ich habe die Trainer rufen gehört. Das Rennen ging total schnell vorbei, ich hatte noch nie ein 5.000-Meter-Rennen, das sich so kurz angefühlt hat. 

Als Siebte (16:51,15 min) kam Linda Meier (LAC Passau) ins Ziel. "Mit dem siebten Platz bin ich sehr zufrieden, ich habe meine Position auf der Meldeliste damit bestätigt", sagte sie. "Ich hätte mir aber eine bessere Zeit erhofft. Aber bei Meisterschaftsrennen kann man das nicht so einschätzen." Sie fand den Rennverlauf recht schwierig. "Irgendwann habe ich Agate vorbeiziehen sehen, da wusste ich dann ungefähr, wo ich liege." Die dritte Deutsche Carolina Schäfer (TG Schwalbach) lief in 17:09,69 Minuten auf Platz 13. 

 

Alexander Stepanov im ersten Finale auf Platz sechs

Bereits der Einzug ins Finale war für Alexander Stepanov (VfL Sindelfingen) ein riesiger Erfolg gewesen. Für seinen ersten internationalen Endlauf hatte er sich Folgendes vorgenommen: "Alles geben!" Und das setzte der Sindelfinger in die Tat um. Trotz einer Behinderung auf der Gegengeraden in der zweiten Runde schaffte er es, auf den Beinen zu bleiben und am Ende den sechsten Platz zu belegen.

"Einer hat mir fast ein Bein gestellt", beschwerte sich Alexander Stepanov, der sich nicht entmutigen ließ und nach dem Zwischenfall sogar das Tempo anzog. "Ich wollte ein bisschen nach rechts, um zu überholen. Aber die Jungs sind eben sehr stark." 

"Die Jungs", das waren am Donnerstagabend vor allem der Tscheche Jakub Dudycha der in 1:46,76 Minute Gold gewann, der Schweizer Ramon Wipfli (1:47,20 min) und Thomas Marques de Andrade aus Frankreich, der sich neun Hundertstel dahinter auf dem Bronzerang einreihte.

Somit fiel sein Fazit rundum positiv aus. "Im Finale der Europameisterschaften laufen zu dürfen, ist schon echt krass. Ich habe mir letztes Jahr den Fuß gebrochen und konnte bis Januar nicht trainieren. Jetzt stehe ich hier. Das ist auf jeden Fall ein gutes Ergebnis."  

 

Deutsches Trio erwischt starken Start

Vier 100-Meter-Läufe, drei DLV-Zehnkämpfer, dreimal das schnellste Rennen der Karriere: So gestaltete sich der Auftakt im Zehnkampf. Den Anfang machte Friedrich Schulze, erst nachträglich ins deutsche Mehrkampf-Team gerückt. Und der Frankfurter ballte nach seinem Rennen die Faust: 11,50 Sekunden leuchteten auf der Anzeigetafel auf! Seinen Hausrekord schraubte er um mehr als drei Zehntel nach unten.

Direkt danach zog Emanuel Molleker (LG Filder nach). In 11,16 Sekunden rannte auch er Bestzeit. Die schnellste Zeit ging im letzten Lauf auf das Konto des U18-Europameisters Amadeus Gräber (SV Leonardo-da-Vinci Nauen). Seine 10,69 Sekunden werden allerdings aufgrund von irregulärer Windunterstützung nicht in die Bestenlisten eingehen. Wertvolle Punkte brachten sie ihm jedoch allemal ein, bei seinem bislang besten Zehnkampf in Filderstadt-Bernhausen Ende Mai waren 10,86 Sekunden für ihn notiert worden. Schnellster Sprinter war der Spezialist Roko Farkas aus Kroatien (10,31 sec).

Im Weitsprung setzte das DLV-Trio seinen starken Kurs fort. Am stärksten präsentierte sich Friedrich Schulze, der seine Bestweite von 6,87 auf bärenstarke 7,40 Meter steigerte und damit die Disziplinwertung für sich entscheiden konnte. Auch Amadeus Gräber stieg jubelnd aus der Grube. Er verbesserte sich von Versuch zu Versuch, bis er im dritten Durchgang mit 7,16 Metern zum ersten Mal im Freien über sieben Meter flog. Emanuel Molleker hatte bei allen drei Sprüngen Windpech. Bei einem Meter pro Sekunde Gegenwind brachte er schließlich 7,14 Meter in der Grube – neun Zentimeter weniger als bei seiner Mehrkampf-Bestleistung in Bernhausen.

An Tag 2 stellte Friedrich Schulze im Stabhochsprung mit 4,60 Metern seine Freiluft-PB ein, ebenso wie Emanuel Molleker (LG Filder), der sich über 4,40 Meter schwang. Auch er hatte zuvor die 110-Meter-Hürden-Strecke mit 14,30 Sekunden schneller denn je zurückgelegt. Die Diskusscheibe schleuderte er auf 41,85 Meter, rund einen Meter weniger als in Bernhausen. Im Gesamt-Klassement rangierte er nach dem Stabhochsprung mit 6.190 Zählern auf Platz 16. 

Friedrich Schulze und Emanuel Molleker beförderten ihre Speere auf 53,50 Meter (Schulze) und 52,78 Meter (Molleker), für letzteren noch einmal eine Bestleistung. Wie bereits im vergangenen Jahr bei der U18-EM belegte Friedrich Schulze Rang fünf. Der Frankfurter, der nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Nils Kremling aus Regensburg erst vor drei Wochen ins deutsche Team nachgerutscht war, verbesserte sich um mehr als 300 Punkte auf 7.696 Zähler. Emanuel Molleker belegte nach einem harten 1.500-Meter-Lauf (5:02,35 min) im Gesamt-Klassement Platz 15 (7.366 pt) bei seiner ersten großen Meisterschaft.

Svenja Sapper (leichtathletik.de) / wlv