DM 2024 Braunschweig | Die große Vorschau auf die Entscheidungen der Frauen

  26.06.2024    WLV Top-News WLV BLV Top-News BLV BLV-Wettkampf BW-Leichtathletik Top-Events Top-News BW-Leichtathletik Wettkampfsport Leistungssport
Braunschweig als große Generalprobe für Paris: Im Eintracht-Stadion kämpfen die deutschen Olympia-Hoffnungen vom 28. bis zum 30. Juni um DM-Medaillen und um die heiß begehrten Olympia-Startplätze. Insgesamt 18 deutsche Titel werden in den Wettbewerben der Frauen vergeben, dazu zwei weitere in den Jugend-Staffeln. Der DLV blickt auf alle Wettbewerbe, wir haben die BW-Favorit:innen herausgepickt.

200 METER

Offenes Rennen nach Absage der Schnellsten

Vergangenes Jahr holte Talea Prepens bei den Deutschen U23-Meisterschaften die Titel über 100 und 200 Meter. Nach ihrem mitreißenden Auftritt bei der EM wäre sie nun im Kampf um die Titel bei den Aktiven ganz vorn dabei gewesen. Ihre Bestzeit hat sie im Vorlauf von Rom auf 22,83 Sekunden geschraubt und im Halbfinale mit 22,99 Sekunden bestätigt. Damit ist sie bislang die einzige deutsche 200-Meter-Sprinterin, die in diesem Sommer bei regulären Windbedingungen die 23 Sekunden unterboten hat. Jedoch machten ihr nach der EM Fußprobleme zu schaffen, weshalb die 22-Jährige kurzfristig passen muss.

So ergibt sich für andere Athletinnen die große Chance auf den Titel. Zum Beispiel für die Deutsche Meisterin von 2018 und 2020 Jessica-Bianca Wessolly. Die Sindelfingerin erreichte in Rom glatte 23,00 Sekunden, eine ähnliche Zeit brachte ihr vor vier Jahren im Eintracht-Stadion zuletzt den nationalen Freiluft-Titel ein. Lisa Marie Kwayie und Lisa Nippgen (MTG Mannheim) können auch ein Wörtchen um die Medaillen mitreden.

Ebenso wie Sophia Junk, die zwar in dieser Saison noch kein 200-Meter-Rennen bestritten hat, aber in der Vergangenheit mit U20- und U23-EM-Medaillen ihre Klasse auf dieser Strecke schon beweisen konnte. Die dreimalige Deutsche Meisterin über die halbe Stadionrunde Rebekka Haase startet nur über 100 Meter. Siebenkämpferin Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen) wollte die Spezialistinnen eigentlich herausfordern, hat ihren Start aber nun abgesagt. 

Titelverteidigerin: Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen; 23,36 sec)
Jahresbeste: Talea Prepens (TV Cloppenburg; 22,83 sec)
Olympia-Norm: 22,57 sec


1.500 METER

Nele Weßel mit Rückenwind

Als deutsche Jahresschnellste geht in Braunschweig Nele Weßel ins Rennen. Die Mittelstrecklerin vom TV Waldstraße Wiesbaden hat erst in der vergangenen Woche ihren Hausrekord auf 4:04,24 Minuten verbessert. Ein Resultat, das ihr sicher Selbstvertrauen gibt, ähnlich wie der elfte Platz im Finale der EM in Rom, nachdem sie im Vorlauf unverschuldet gestürzt war. Auch im Hallen-DM-Finale in Leipzig kam die 24-Jährige in aussichtsreicher Position zu Fall und lief als Vierte ins Ziel. Das Sturzpech möchte Nele Weßel nun hinter sich lassen und Kurs nehmen auf ihren ersten deutschen Meistertitel. 

Wer ihr dabei gefährlich werden könnte? Infrage gekommen wäre Hanna Klein. Die Tübingerin hat in diesem Sommer erst ein 1.500-Meter-Rennen bestritten. Viermal hat sie schon den deutschen Meistertitel auf dieser Strecke geholt. Mit Platz sechs über 5.000 Meter zeigte die 31-Jährige bei der EM, dass die Form wieder stimmt, nachdem sie ihre Saison 2023 verletzt abgebrochen hatte. Sie hat sich jedoch dazu entschieden, in Braunschweig wie schon in Rom auf die 5.000 Meter zu setzen. 

Auf Rang zwei in der Meldeliste ist die zweitjüngste Teilnehmerin im Feld positioniert. Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg), die Deutsche Hallenmeisterin über 800 Meter von 2023, hat bislang 4:07,44 Minuten als Bestzeit stehen. Nicht unter 4:10 Minuten ging es bislang in diesem Jahr für Vera Coutellier (ASV Köln), die Wattenscheiderin Verena Meisl und Hindernis-Spezialistin Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald). In guter Form und mit taktischem Geschick kann dieses Trio dennoch um die Medaillen mitrennen. Titelverteidigerin Katharina Trost hat ihre Karriere beendet. 

Titelverteidigerin: Katharina Trost (LG Stadtwerke München; 4:09,05 min)
Jahresbeste: Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden; 4:04,24 min)
Olympia-Norm: 4:02,50 min


5.000 METER

Auftakt mit geballter Langstrecken-Power

Die 5.000 Meter läuten am Freitagabend im Eintracht-Stadion die Deutschen Meisterschaften ein – und das standesgemäß mit mehreren der besten deutschen Langstrecklerinnen. Favorisiert dürfte nach ihrem sechsten Platz bei der EM Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) sein, die ihre starke Form zudem am Wochenende in Wien mit einer weiteren Zeit unter 15 Minuten untermauerte. Zur Direktnorm für die Olympischen Spiele fehlen der Hallen-Europameisterin über 3.000 Meter nur wenige Sekunden.

Konstanze Klosterhalfen wurde in der Vorbereitung von einem Infekt ausgebremst. Die EM musste sie als Titelverteidigerin kurzfristig absagen. Seit Mittwoch steht nun fest, dass auch der DM-Start noch zu früh kommt. Auch Vorjahressiegerin Lea Meyer (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) hat ihre Meldung zurückgezogen, sie widmet sich dem Projekt Titelverteidigung über die Hindernisse.

Zu den Mitfavoritinnen zählt auch Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen). Sie holte im Mai den deutschen Meistertitel auf den 10.000 Metern, war aber anschließend mit Rang 19 bei der EM nicht zufrieden. Über die halbe Distanz bietet sich in Braunschweig nun wieder die Chance auf ein Erfolgserlebnis. Das gilt auch für die Hamburgerin Tabea Themann, die Regensburgerin Hanna Bruckmayer und die U20-EM-Siebte Linda Meier (LAV Stadtwerke Tübingen). 

Titelverteidigerin: Lea Meyer (TSV Bayer 04 Leverkusen; 15:26,82 min)
Jahresbeste: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 14:58,28 min)
Olympia-Norm: 14:52,00 min


100 METER HÜRDEN

Die Jugend drängt nach vorn

Sechs der acht schnellsten deutschen Hürdensprinterinnen in dieser Freiluft-Saison gehören noch der U23 an. Die beste Zeit ist bislang für die 22-jährige Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen) notiert: Die Deutsche Meisterin von 2022 knackte vorigen Mittwoch beim Meeting in Liège (Belgien) erstmals die 13-Sekunden-Marke. Das war zuvor bereits der routinierten Ricarda Lobe mit 12,99 Sekunden gelungen. Die Mannheimerin weiß, wie sich Siegen im Eintracht-Stadion anfühlt: Sie triumphierte bei den Deutschen Meisterschaften 2020 und 2021 in Braunschweig. 

Den letzten deutschen Meistertitel, nämlich jenen in der Halle, sicherte sich im Februar Rosina Schneider. Die U20-Europameisterin vom TV Sulz hat sich in dieser Saison auf 13,01 Sekunden gesteigert und zog bei der EM als jüngste deutsche Einzel-Starterin ins Halbfinale ein. Die DM wäre ein guter Zeitpunkt, um zum ersten Mal die 13 Sekunden zu unterbieten. 

Mit Silber musste sich in der Halle Monika Zapalska (TV Wattenscheid 01) zufrieden geben, die wie Ricarda Lobe schon einige Jahre mehr Erfahrung mitbringt als die "junge Garde", zu der auch die 2003 geborenen Naomi Krebs (LG Stadtwerke München; 13,21 sec) und Vanessa Baldé (Hamburger SV; 13,26 sec) zählen. Eine weitere Steigerung könnte auch für die U20-EM-Teilnehmerinnen des Vorjahres Line Schröder (Hamburger SV; 13,29 sec) und Lia Flotow (1. LAV Rostock; 13,31 sec) drin sein. Titelverteidigerin Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen), ebenfalls erst 22 Jahre jung, muss aus gesundheitlichen Gründen passen. 

Titelverteidigerin: Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen; 13,17 sec)
Jahresbeste: Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen; 12,96 sec)
Olympia-Norm: 12,77 sec


400 METER HÜRDEN

Heißes Duell um den Titel? 

Fast wie selbstverständlich thronte in den vergangenen Jahren Carolina Krafzik an der deutschen Spitze. Fünfmal in Folge gewann die Sindelfingerin den deutschen Meistertitel. In diesem Jahr bekommt sie es mit einer ernstzunehmenden Konkurrentin zu tun. Nach ihrer Bestzeit im EM-Vorlauf führt Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg) die deutsche Jahresbestenliste an. Carolina Krafzik hingegen, mit 55,58 Sekunden die zweitschnellste deutsche Langhürdlerin in diesem Jahr, musste ihren EM-Start mit Achillessehnenproblemen absagen. 

Was Eileen Demes neben der Aussicht auf ihren ersten deutschen Meistertitel sicherlich anspornen dürfte: Exakt vier Zehntelsekunden fehlen ihr noch zur direkten Olympia-Norm von 54,85 Sekunden. In einem perfekten Rennen ist diese Zeit nicht außer Reichweite. Sind beide Favoritinnen fit, können sie sich gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben. 

Erste Anwärterin auf Bronze ist auf dem Papier Elena Kelety (Königsteiner LV). Die 24-Jährige hat sich Ende Mai um mehr als eine Sekunde auf 56,19 Sekunden verbessert. Fast zwei Sekunden trennen sie in der Bestenliste von Yasmin Amaadacho (Garbsener SC; 58,10 sec). Die 20 Jahre alte Niedersächsin wiederum weist ein ähnliches Leistungsniveau auf wie die gleichaltrige Sindelfingerin Lotta Mage (58,23 sec). Gleiches gilt für deren Vereinskameradin Melanie Böhm (58,31 sec), die ebenso wie die frühere Deutsche Meisterin Djamila Böhm (SCC Berlin) vielleicht noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt hat. 

Titelverteidigerin: Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen; 54,87 sec)
Jahresbeste: Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg; 55,25 sec)
Olympia-Norm: 54,85 sec


HOCHSPRUNG

Neuauflage des Duells aus der Halle

Schon in der Halle haben sie sich ein Duell um den nationalen Titel geliefert. Auch die laufende Freiluftsaison ist bisher eine äußerst gute in den Karrieren von Christina Honsel (TV Wattenscheid 01) und Imke Onnen (Hannover 96), die in den vergangenen Jahren immer wieder von Verletzungen ausgebremst wurden. Höhen von 1,90 Meter und mehr sind die Beiden 2024 schon mehrfach gesprungen. Im Winter in Leipzig waren es 1,91 Meter, bei denen Gold vergeben wurde. Christina Honsel meisterte diese Höhe im dritten Anlauf, Imke Onnen gelang das nicht. Gut möglich, dass die Entscheidung in Braunschweig erst bei einer noch größeren Höhe fällt.

Im Vergleich der beiden Favoritinnen hat Imke Onnen in diesem Sommer bisher leicht die Nase vorn. Ihre Saisonbestleistung steht bei 1,94 Meter und bei der EM erreichte sie Rang acht. Christina Honsel hat bisher 1,92 Meter vorzuweisen und wurde in Rom Elfte.

Im vergangenen Jahr verfehlten beide das nationale Podest. Stattdessen sicherte sich Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) ihren achten Freiluft-Titel. Diesmal sieht es so aus, als ginge es für die 33-Jährige bestenfalls um die Bronzemedaille. Weitere Anwärterinnen auf das Podium sind U20-Athletin Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim) und die Titelträgerin von 2022 Bianca Stichling (TSV Bayer 04 Leverkusen).

Titelverteidigerin: Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart; 1,84 m)
Jahresbeste: Imke Onnen (Hannover 96; 1,94 m)
Olympia-Norm: 1,97 m


STABHOCHSPRUNG

Hauptamtliche Trainerin will nächsten Titel

Gut möglich, dass Anjuli Knäsche (VfB Stuttgart) eines Tages als Trainerin eine Athletin zum deutschen Meistertitel führt. Denn seit mittlerweile drei Jahren ist die 30-Jährige bei der LG Leinfelden-Echterdingen hauptberuflich als Trainerin tätig. Ihre zwischenzeitlich beendete eigene Leistungssport-Karriere nahm sie 2022 wieder auf und feierte seitdem ihre größten Erfolge: Insgesamt vier DM-Titel sowie EM- und WM-Teilnahmen. Gut möglich, dass übers World Ranking in diesem Sommer eine Olympia-Teilnahme dazukommt. Und auch die Chancen auf einen weiteren DM-Titel stehen gut. Mindestens 4,40 Meter sind in diesem Sommer Standard, was fehlt, ist ein Ausreißer nach oben oberhalb der Bestleistung (4,55 m).

Die stärkste Konkurrentin ist wieder einmal Jacqueline Otchere (MTG Mannheim), die in der laufenden Freiluft-Saison zwar noch etwas hinter dem Niveau der Titelverteidigerin lag, aber mit 4,60 Metern eine höhere absolute Bestleistung stehen hat. Mit der 20-jährigen Chiara Sistermann (TSV Gräfelfing) ist eine Nachwuchshoffnung die erste Kandidatin für den dritten Platz.

Titelverteidigerin: Anjuli Knäsche (LG Leinfelden-Echterdingen; 4,41 m)
Jahresbeste: Anjuli Knäsche (VfB Stuttgart; 4,50 m)
Olympia-Norm: 4,73 m


WEITSPRUNG

Flugshow diesmal ohne Mihambo

Dank Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) zählt der Weitsprung der Frauen zweifellos seit Jahren zu den Highlights jeder Deutschen Meisterschaft. Seit mittlerweile sechs Jahren hat die Olympiasiegerin drinnen wie draußen alle nationalen Titel abgeräumt und sich gerade bei ihrem EM-Triumph mit einem Flug auf 7,22 Meter wieder ihrer Bestleistung (7,30 m) genähert. Ihre bisher größte in Braunschweig erreichte Weite steht übrigens bei 6,90 Metern, erzielt bei der Team-EM vor fast auf den Tag genau zehn Jahren. Als damals 20-Jährige war die Ausnahmeathletin damals erstmals in Richtung Weltspitze gesprungen. Diesmal wird sie jedoch ihre Titelsammlung nicht erweitern können. Nach einer Corona-Infektion muss die Olympiasiegerin für die DM passen. 

So rücken zwei junge Athletinnen in die Favoritenrolle: Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) und Laura Raquel Müller (Unterländer LG). Vor allem die 21-jährige Mikaelle Assani hat sich nach ihrer überraschenden Steigerung im vergangenen Jahr auf 6,91 Meter auf hohem Niveau stabilisiert und ihre Bestleistung als EM-Vierte auf den Zentimeter genau eingestellt. Die 20-jährige Laura Raquel Müller verpasste zwar zuletzt das EM-Finale, hat in diesem Jahr aber einen riesigen Leistungssprung hingelegt. 

Obendrein gibt es mit Maryse Luzolo (Königsteiner LV) eine weitere Kandidatin für die drei Olympia-Tickets, die im World Ranking aktuell als drittbeste DLV-Athletin vor Laura Raquel Müller liegt, mit 6,60 Metern aber eine schwächere Saisonbestleistung vorzuweisen hat.

Titelverteidigerin: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,93 m)
Jahresbeste: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 7,22 m)
Olympia-Norm: 6,86 m


KUGELSTOSSEN

Yemisi Ogunleye möchte ersten Freiluft-Titel

Mit ihrer Silbermedaille bei der Hallen-WM hat Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) gezeigt, dass sie ganz vorne in der Welt mitmischen kann. Die WM-Finalistin und EM-Dritte ist gleichzeitig noch neu auf diesem Topniveau. Einen nationalen Freiluft-Titel hat die Aufsteigerin des vergangenen Jahres noch nie geholt. In Braunschweig besteht die gute Chance, dass sich das ändert. Vielleicht auch mit einem Stoß an oder über die 19-Meter-Marke. Die 25-Jährige muss allerdings mit starker Konkurrenz rechnen, für die es auch noch um die Olympia-Tickets geht. Die Direkt-Norm steht bei 18,80 Metern und wurde aus DLV-Sicht bisher ausschließlich von Yemisi Ogunleye erfüllt.

Diese Weite ist aber auch Alina Kenzel (VfB Stuttgart) zuzutrauen, die sich nach ihrer schwierigen Rückkehr aus einer Post-Covid-Erkrankung auf einem Leistungsstand befindet wie noch nie in ihrer Karriere. In den vergangenen Wochen ist ihre Kugel regelmäßig auf Weiten um 18,50 Meter geflogen. Nur die absolute Bestleistung notiert mit 18,69 Metern noch aus dem Jahr 2021.

In diesen Sphären, inklusive einer Bestleistung über der Direkt-Norm für Paris, war 2022 auch Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge) unterwegs. In diesem Jahr fehlt der 27-Jährigen dazu noch rund ein halber Meter, und im World Ranking liegt Julia Ritter vor ihr. Die EM-Siebte vom TV Wattenscheid 01 wird ihr zum Greifen nahes Olympia-Ticket keinesfalls kampflos hergeben. Katharina Maisch müsste also die Direkt-Norm übertreffen, um sich noch auf den letzten Drücker ihre zweite Olympia-Teilnahme zu sichern. In den DM-Medaillenkampf einschalten könnte sich auch die U20-Europameisterin Nina Ndubuisi (SG Schorndorf 1846).

Titelverteidigerin: Sara Gambetta (SV Halle; 18,51 m)
Jahresbeste: Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim; 19,40 m)
Olympia-Norm: 18,80 m


HAMMERWURF

Luft nach oben

Bei den Männern stellen mit Merlin Hummel (UAC Kulmbach) und Sören Klose (Eintracht Frankfurt) gerade zwei junge Hammerwerfer den Anschluss an die internationale Spitze her und sorgen dafür, dass der DLV international wieder konkurrenzfähig ist. Schon in den Jahren 2021 und 2022 hatte sich Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt) mit ihren ersten 70-Meter-Würfen und dem Titel bei der U23-EM angeschickt, diesen Schritt bei den Frauen zu gehen. Sie sucht aber noch nach dem richtigen Rezept, um sich jenseits der 70-Meter-Marke zu stabilisieren. Auch in diesem Jahr hat die 23-Jährige diese Marke noch nicht übertroffen, es fehlen aber nur noch 13 Zentimeter.

Erstmals in ihrer Karriere hat auch Michelle Döpke (TSV Bayer 04 Leverkusen) den Hammer in diesem Sommer nah an die 70-Meter-Marke (69,69 m) geschleudert. Damit ist die 26-Jährige wieder eine Medaillen-Kandidatin. Einmal Silber und zweimal Bronze hat sie schon gewonnen. Die erst 20-jährige Aileen Kuhn (LAZ Ludwigsburg) hat ihre Leistungssteigerung des vergangenen Jahres in der laufenden Saison mit neuer Bestleistung von 68,92 Meter bestätigt. Ihr langfristiges Ziel sind die Olympischen Spiele 2028, aber warum nicht schon dieses Jahr auf nationaler Ebene die Favoritin Samantha Borutta herausfordern?

Titelverteidigerin: Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt; 68,12 m)
Jahresbeste: Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt; 69,87 m)
Olympia-Norm: 74,00 m


4x100 METER

SCC Berlin wieder mit Gina Lückenkemper

Im Vorjahr triumphierte in Kassel der SCC Berlin mit 100-Meter-Meisterin Gina Lückenkemper. Einer Titelverteidigung steht nichts im Wege, denn auch in diesem Jahr hat der Berliner Club seine bekannteste Sprinterin für die Staffel gemeldet. Und auch Michelle Janiak und Nadine Reetz, die schon zum siegreichen Quartett von 2023 zählten, stehen erneut für einen Start zur Verfügung. 

Anders sieht es mit den Zweitplatzierten des vergangenen Jahres aus: Der VfL Sindelfingen stellt diesmal keine Staffel. So rücken andere Quartette ins Blickfeld. Die zweitbeste Zeit des Jahres bringen die Sprinterinnen der Eintracht Frankfurt mit. Die Vorjahres-Dritten von der LG Stadtwerke München kommen erneut für eine Medaille infrage, sicherlich auch der TV Wattenscheid. Die MTG Mannheim baut mit Lisa Nippgen auf eine der schnellsten deutschen Sprinterinnen.

Und die Jahresbesten vom TSV Bayer 04 Leverkusen schicken gleich zwei Staffeln ins Rennen, besetzt unter anderem mit EM-Teilnehmerin Jennifer Montag, Hürden-Favoritin Marlene Meier, 400-Meter-Spezialistin Judith Franzen sowie den Siebenkämpferinnen Sophie Weißenberg und Lara Siemer. 

Titelverteidigerinnen: SCC Berlin (43,91 sec)
Jahresbeste: TSV Bayer 04 Leverkusen (44,84 sec)

Svenja Sapper / Jan-Henner Reitze (leichtathletik.de) / blv